Bauernhofeffekt

Allergien betreffen eine Vielzahl an Personen. Eigentlich harmlose Stoffe wie Pollen, Tierhaare oder Hausstaubmilben können dann zu unangenehmen Beschwerden führen. Statistisch leiden Kinder, die auf dem Bauernhof mit traditioneller Kuhhaltung aufwachsen, seltener unter Allergien. Dieser schützende Effekt wird als Bauernhof-Effekt bezeichnet.

Worauf dieser Allergie-Schutz zurückzuführen ist, konnte noch nicht vollständig geklärt werden. Neben der Bakterienvielfalt auf dem Land wird einem speziellen Molkenprotein in der Kuhmilch besondere Bedeutung beigemessen. Lesen Sie hier, welche Erkenntnisse es zum Bauernhofeffekt gibt und wie Sie diesen zur Allergieprävention nutzen können.

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Die Zunahme allergischer Erkrankungen bleibt ein Rätsel und kann nicht allein durch genetische Faktoren erklärt werden. Die Hygienehypothese liefert hier eine mögliche Erklärung.1 Die Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie geht davon aus, dass ein frühzeitiger Kontakt mit Keimen vor Allergien schützen kann. Dazu zählt beispielsweise das Aufwachsen auf einem Bauernhof, eine höhere Anzahl älterer Geschwister oder der Besuch einer Kindertagesstätte in den ersten zwei Lebensjahren.2

In diesem Ratgeber erfahren Sie alles über:

  • die Hygienehypothese
  • den Bauernhofeffekt
  • mögliche Gründe für den Bauernhofeffekt
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Hygienehypothese & Bauernhofeffekt: Kuhstallkeime zur Allergieprävention

Die Hygienehypothese beruht auf der Beobachtung, dass Allergien in den letzten Dekaden in den industrialisierten westlichen Ländern zugenommen haben. Es wird angenommen, dass die regelmäßige Auseinandersetzung mit Keimen unser Immunsystem trainiert. Als Indiz für die Hypothese kann der Bauernhofeffekt aufgeführt werden.

Dieser besagt, dass Kinder, die ihr erstes Lebensjahr auf dem Bauernhof verbracht haben, ein deutlich geringeres Risiko für Allergien aufweisen als Kinder aus der Stadt.3 Kinder, die auf einem Bauernhof leben, haben beispielsweise laut der multidisziplinären GABRIEL-Studie ein geringeres Risiko an

  • Asthma,
  • Heuschnupfen oder
  • Neurodermitis

zu erkranken und weisen eine geringere atopische Sensibilisierung im Vergleich zu Stadtkindern auf.4

Unter Atopie versteht man in der Medizin eine Neigung, mit einer allergischen Reaktion des Soforttyps (Typ-I-Allergie), auf den Kontakt mit ansonsten harmlosen Substanzen aus der Umwelt zu reagieren.

Typische Auslöser einer Typ-I-Allergie sind beispielsweise

  • neben Pollen,
  • auch Hausstaubmilben,
  • Tierhaar und
  • Insektengift.

Allergien mit Bauernhof-Milch vorbeugen

Natürlich kann oder möchte nicht jeder auf dem Bauernhof leben. Deshalb untersuchen Forscher, worauf dieser Schutz genau zurückzuführen ist, damit der Effekt auch für Stadtbewohner nutzbar wird. Eine Studie mit beinahe 15.000 Kindern weist daraufhin, dass der Konsum von Bauernhof-Milch ausschlaggebend sei – ungeachtet, ob das Kind auf dem Bauernhof lebe oder nicht.5 Die Studien zu Beta Lactoglobulin bieten einen weiteren wichtigen Ansatz.6

Die Milch, die im Einzelhandel erhältlich ist, wurde bereits stark verarbeitet und unterscheidet sich wesentlich von der ursprünglichen Rohmilch. Die Struktur und die Inhaltsstoffe werden durch das Erhitzen, Pasteurisieren und Homogenisieren verändert. Daher wird angenommen, dass der Konsum von verarbeiteter Kuhmilch keinen Bauernhofeffekt haben könne.10

Unverarbeitete Rohmilch sollte jedoch aufgrund der möglichen Kontamination mit Keimen (z. B. beim Melken) nicht getrunken werden. Aus diesem Grund gibt es auch ein gesetzliches Wärmebehandlungsgebot: Milch, die an den Verbraucher abgegeben wird, muss hitzebehandelt sein.

Präventive Wirkung des Bauernhofeffekts wissenschaftlich bestätigt

Studien konnten aufzeigen, dass die Häufigkeit von Asthma und Allergien bei Kindern, die in traditionellen Milchviehbetrieben aufwuchsen, geringer ist. Der Schutz vor Asthma und Allergien scheint am stärksten zu sein, wenn die Mutter während der Schwangerschaft und das Kind in den ersten Lebensjahren

  • in Kontakt mit Kühen und
  • Stroh kommt sowie
  • unverarbeitete Kuhmilch trinkt.

Die mikrobielle Vielfalt in landwirtschaftlichen Betrieben und Molkenproteine ​​scheinen für die Schutzwirkung von entscheidender Bedeutung zu sein.11

Fliegende Pollen zur Pollensaison

Allergie und das Immunsystem: Das passiert bei einer allergischen Reaktion

Im Prinzip laufen bei einer Allergie ähnliche Vorgänge ab wie bei einer normalen Immunantwort: Das Immunsystem erkennt einen Eindringling als Gefahr an und versucht ihn wieder loszuwerden. Wenn der Körper gegen harmlose Stoffe wie Pollen seine Abwehrkräfte mobilisiert, sprechen wir von einer allergischen Reaktion. Das Wort „Allergie“ stammt von den beiden griechischen Begriffen „allos“ (= anders) und „ergos“ (= Tätigkeit) ab und druckt diese „veränderte Reaktionsfähigkeit“ des Immunsystems aus.

Das Immunsystem und Allergien sind somit eng verknüpft. Doch was passiert genau bei einer allergischen Reaktion? Wenn Allergene, wie Pollen, auf die Haut bzw. Schleimhaut treffen, lösen sich Peptide (winzig kleine Eiweißverbindungen). Diese durchdringen die Hautbarriere und docken an IgE-Antikörpern an, welche sich zuvor mit einer Mastzelle verbunden haben.

In diesen Mastzellen wird unter anderem der Botenstoff Histamin gespeichert. Histamin spielt bei entzündlichen Prozessen eine entscheidende Rolle. Wenn sich das Allergen nun mit den angelagerten IgE-Antikörpern verbindet, schüttet die Mastzelle das gespeicherte Histamin und andere Entzündungsbotenstoffe aus. Diese Ausschüttung bewirkt typische Entzündungsreaktionen wie

  • Juckreiz,
  • Quaddeln auf der Haut,
  • Produktion von Sekret oder
  • verengte Atemwege.
  1. Fishbein AB, Fuleihan RL.: „The hygiene hypothesis revisited: does exposure to infectious agents protect us from allergy?“ Curr Opin Pediatr. 2012 Feb;24(1):98-102.
  2. S-3 Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI) und der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) zur Allergieprävention. AWMF (Stand 06/2014)
  3. Rink, L.; Kruse, A.: „Immunologie für Einsteiger“ Spektrum 2012.
  4. Illi S, Depner M, et al.: „Protection from childhood asthma and allergy in Alpine farm environments-the GABRIEL Advanced Studies.“ J Allergy Clin Immunol. 2012 Jun;129(6):1470-7.
  5. Waser M, Michels KB, et al.: „Inverse association of farm milk consumption with asthma and allergy in rural and suburban populations across Europe.“ Clin Exp Allergy. 2007 May;37(5):661-70.
  6. Roth-Walter F, Afify SM, et al.: „Cow’s milk protein β-lactoglobulin confers resilience against allergy by targeting complexed iron into immune cells.“ J Allergy Clin Immunol. 2021 Jan;147(1):321-334.
  7. Roth-Walter F, Afify SM, et al.: „Cow’s milk protein β-lactoglobulin confers resilience against allergy by targeting complexed iron into immune cells.“ J Allergy Clin Immunol. 2021 Jan;147(1):321-334.
  8. Roth-Walter F, Afify SM, et al.: „Cow’s milk protein β-lactoglobulin confers resilience against allergy by targeting complexed iron into immune cells.“ J Allergy Clin Immunol. 2021 Jan;147(1):321-334.
  9. Roth-Walter F, Afify SM, et al.: „Cow’s milk protein β-lactoglobulin confers resilience against allergy by targeting complexed iron into immune cells.“ J Allergy Clin Immunol. 2021 Jan;147(1):321-334.
  10. Waser M, Michels KB, et al.: „Inverse association of farm milk consumption with asthma and allergy in rural and suburban populations across Europe.“ Clin Exp Allergy. 2007 May;37(5):661-70.
  11. Wlasiuk G, Vercelli D.: „The farm effect, or: when, what and how a farming environment protects from asthma and allergic disease.“ Curr Opin Allergy Clin Immunol. 2012 Oct;12(5):461-6.
  12. Michelle M. Stein et al: „Innate Immunity and Asthma Risk in Amish and Hutterite Farm Children“ N Engl J Med 2016;375:411-21.
  13. Waser M, Michels KB, et al.: „Inverse association of farm milk consumption with asthma and allergy in rural and suburban populations across Europe.“ Clin Exp Allergy. 2007 May;37(5):661-70.
Bauernhofeffekt

Susann von der Mühll

Susann von der Mühll hat ihre Ausbildung am Institut für angewandte Kinesiologie und Naturheilkunde im Jahr 2018 abgeschlossen und ist seither als Pferdeosteopathin im Dreiländereck tätig. Motiviert durch ihr Interesse an naturheilkundlichen Themen unterstützt sie seit 2020 das Redaktionsteam der bio-apo.