Dr. med Andrea Niggemann-Brunner im Experteninterview zum Thema: Ganzheitliche Therapieansätze bei PMS und Menstruationsbeschwerden
Das Prämenstruelle Syndrom (PMS) und Menstruationsbeschwerden gehören für viele Frauen im gebärfähigen Alter zu den typischen Beschwerden im Rahmen des hormonellen Zyklus. Um die Symptome zu lindern, zählen pflanzliche Extrakte, bioidentische Hormone, alternative Therapien und insbesondere ein gesunder Lebensstil zur ersten Wahl. In einigen Fällen sind auch weitere Maßnahmen wie die Radiofrequenz sinnvoll.
Dr. Niggemann-Brunner: Es gibt diverse Therapieansätze, die sich individuell nach der Patientin und den jeweiligen Beschwerden richten. Teilweise sind auch Kombinationen untereinander sinnvoll: pflanzliche Präparate wie zum Beispiel Mönchspfeffer, alternative Therapien wie Akupunktur, Sport, die Supplementation von Mikronährstoffen und die Gabe von bioidentischen Hormonen.
Dr. Niggemann-Brunner: Faktoren wie eine nährstoffreiche, bedarfsgerechte Ernährung und ein gesunder Ernährungsstil ohne Rauchen, mit erholsamem Schlaf, einem sinnvollen Stressmanagement und ausreichend Bewegung spielen im Rahmen der Behandlung von Menstruationsbeschwerden eine wichtige, übergeordnete Rolle. Allerdings gibt es in manchen Situationen bzw. bei einigen Patientinnen auch klare körperliche Gründe, die weitere Maßnahmen erfordern.
Dr. Niggemann-Brunner: Operative, gynäkologische Eingriffe sind als Therapieansatz zur Behandlung ausgeprägter Menstruationsbeschwerden eher weniger gut geeignet. Eine klassische Gebärmutterentfernung ist aus meiner Sicht bezüglich der Relation fraglich, da es sich um einen zu großen Eingriff handelt. Aktuell gibt es neue Methoden wie beispielsweise die Radiofrequenzablation bei Myomen, die erfolgversprechend sind.
Dr. Niggemann-Brunner: Ich konnte mit der Gabe bioidentischer Hormone (HRT) als Therapieansatz bei PMS und Menstruationsbeschwerden gute Erfahrungen sammeln. Insbesondere der Progesteronmangel in der 2. Zyklushälfte, welcher ja auch verantwortlich für PMS ist, kann mit einer bioidentischen HRT ausgeglichen werden. Dadurch geht es den Patientinnen oft schon sehr viel besser. Eventuell sind dann noch wenige weitere, alternative Substitutionen und zusätzliche Maßnahmen nötig.
Dr. Niggemann-Brunner: Die Lasertechnik ist bei gynäkologischen Beschwerden nicht unbedingt geeignet; ich würde eher Radiofrequenz (siehe Frage 3) als möglichen Therapieansatz empfehlen. Während die Lasermedizin aus meiner Sicht nicht wirklich hilft, besitzt die Radiofrequenz hingegen ein großes Potenzial, um Myome – welche für starke und/oder schmerzhafte Blutungen ursächlich sind –, gut zu behandeln.
Dr. Niggemann-Brunner: Ich halte es für sinnvoll, einen Gynäkologen bei Beschwerden frühzeitig zu konsultieren, auf einen gesunden Lifestyle zu achten und Übergewicht zu vermeiden. Ein hoher Anteil an Fettgewebe birgt das Risiko, zu viel Östrogene zu bilden, was wiederum eine unkontrollierte Schleimhautwucherung begünstigen kann. Ein großer Anteil an Schleimhaut bedeutet zudem eine intensive Blutung. Zusätzlich kann die Gebärmutterschleimhaut auch entarten.
Dr. Niggemann-Brunner: Mir ist es wichtig, meinen Patientinnen medizinische Zusammenhänge aufzuzeigen und mit ihnen gemeinsam nach Lösungen zu suchen. PMS und Menstruationsbeschwerden sind natürliche Phänomene im gebärfähigen Alter. Akzeptieren kann bereits helfen und ansonsten würde ich empfehlen, möglicherweise zusätzlich psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen, neben der medizinischen Hilfe.
Dr. Niggemann-Brunner: Es gibt aus meiner Sicht neue, besser verträgliche Hormone, z.B. die neuen natürlichen Hormone, ein gewachsenes Verständnis für den zugrundeliegenden Pathomechanismus von Menstruationsbeschwerden und eine bessere Akzeptanz des Krankheitsbildes.
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