Sabrina Werner im Experteninterview zum Thema: Der Einfluss des Lebensstils auf Amenorrhö
Bei Frauen mit Amenorrhoe bleibt die Menstruation im gebärfähigen Alter aus. Aus Sicht der ganzheitlichen, alternativen Medizin hat sich eine Kombination aus einem gesunden Lebensstil mit einer nährstoffreichen Ernährung, moderater Bewegung und ausreichend Entspannung als grundlegender Therapieansatz bewährt. Zudem wird diskutiert, inwiefern der Verzicht auf bestimmte Lebensmittel und die Supplementierung ausgewählter Nahrungsergänzungsmittel das hormonelle Gleichgewicht positiv unterstützen können.
Werner: Als Heilpraktikerin und Expertin auf dem Gebiet der Autoimmunerkrankungen, die selbst an Hashimoto leidet, hat meine persönliche Erfahrung einen tiefgreifenden Einfluss auf meine Herangehensweise an die Behandlung von Amenorrhö.
Zunächst einmal verstehe ich aus eigener Erfahrung, wie Autoimmunerkrankungen den Körper auf vielfältige Weise beeinflussen können. Hashimoto hat mir gezeigt, dass solche Erkrankungen nicht nur das spezifische betroffene Organ betreffen, sondern auch weitreichende Auswirkungen auf das gesamte Wohlbefinden und andere Körpersysteme haben können. Diese Erkenntnis schärft mein Bewusstsein dafür, dass Amenorrhö – die oft als isoliertes Symptom betrachtet wird –, in Wirklichkeit Teil eines größeren gesundheitlichen Puzzles sein kann.
In meiner Praxis gehe ich daher holistisch vor. Ich nehme mir Zeit, um die gesamte gesundheitliche Vorgeschichte und die Lebensweise meiner Patienten zu verstehen. Das schließt die Ernährung, das Stresslevel, den Schlaf und die körperliche Aktivität mit ein. Bei der Behandlung von Amenorrhö berücksichtige ich die Möglichkeit, dass zugrunde liegende Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto eine Rolle spielen könnten. Ich arbeite eng mit meinen PatientInnen zusammen, um ihre Schilddrüsenfunktion zu überwachen und sicherzustellen, dass ihre Hormonspiegel im Gleichgewicht sind, da hormonelle Ungleichgewichte oft eine zentrale Ursache für Amenorrhö darstellen.
Darüber hinaus nutze ich meine Erfahrung mit Hashimoto, um individuell angepasste Ernährungs- und Lebensstiländerungen zu empfehlen.
Meine persönliche Reise mit Hashimoto lehrt mich auch Empathie und Geduld. Ich weiß aus erster Hand, wie frustrierend und belastend es sein kann, mit chronischen Gesundheitsproblemen zu leben. Diese Erfahrung erlaubt es mir, eine unterstützende und verständnisvolle Haltung einzunehmen, die meinen Patienten das Vertrauen gibt, dass sie auf ihrem Heilungsweg nicht allein sind.
Insgesamt lässt mich meine persönliche Erfahrung mit Hashimoto die Behandlung von Amenorrhö aus einer ganzheitlichen und empathischen Perspektive angehen, bei der das Ziel nicht nur die Linderung der Symptome, sondern die Förderung des gesamten Wohlbefindens meiner PatientInnen ist.
Werner: Die Darmgesundheit spielt eine zentrale Rolle in meiner Praxis bei der Behandlung von Amenorrhö, besonders angesichts meiner Spezialisierung auf Autoimmunerkrankungen. Der Darm ist nicht nur für die Verdauung und Nährstoffaufnahme entscheidend, sondern auch ein wichtiger Bestandteil des Immunsystems. Eine gestörte Darmflora wird mit Entzündungen und Autoimmunreaktionen in Verbindung gebracht, die aus Sicht der Alternativmedizin wiederum hormonelle Ungleichgewichte und Amenorrhö verursachen können.
In meiner Praxis betrachte ich den Darm als Schlüssel zur ganzheitlichen Gesundheit. Bei Patientinnen mit Amenorrhö führe ich häufig umfassende Untersuchungen zur Darmgesundheit durch. Dies umfasst eine detaillierte Anamnese, bei der ich nach Verdauungsbeschwerden, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Antibiotikaeinnahme, Lebensgewohnheiten und vielem mehr frage. Diese Informationen geben mir erste Hinweise auf mögliche Darmprobleme. Durch spezifische Stuhltests kann ich das Mikrobiom analysieren und auf Dysbiosen (Ungleichgewichte der Darmflora), Infektionen, Verdauungsprobleme und Entzündungen prüfen. Solche Tests können auch das Vorhandensein von schädlichen Bakterien, Hefen oder Parasiten aufdecken.
Bei Verdacht auf Zöliakie oder andere Nahrungsmittelunverträglichkeiten – wie Laktose- oder Fruktoseintoleranz –, ordne ich entsprechende Tests an, da diese Bedingungen häufig mit Darmproblemen und Autoimmunerkrankungen verknüpft sind. Diese helfen mir, Entzündungsmarker, Nährstoffmängel und Antikörper gegen bestimmte Nahrungsmittel zu identifizieren, was auf eine beeinträchtigte Darmbarriere und Immunreaktionen hinweisen kann.
Die enge Verbindung zwischen Darmgesundheit und hormonellem Gleichgewicht bedeutet, dass die Pflege des Darms oft ein wichtiger Schritt zur Wiederherstellung der Menstruation und zur Linderung von Amenorrhö ist. Indem ich die Darmgesundheit meiner Patientinnen unterstütze, kann ich nicht nur zur Regulierung ihres Menstruationszyklus beitragen, sondern auch ihr allgemeines Wohlbefinden verbessern.
Werner: Als Heilpraktikerin mit einer psychotherapeutischen Ausbildung und Expertise im Bereich der Autoimmunerkrankungen habe ich gelernt, wie wichtig der psychische Aspekt bei der Behandlung von gesundheitlichen Beschwerden wie Amenorrhö ist.
Meine psychotherapeutische Ausbildung hat mich darauf vorbereitet, die emotionalen und psychologischen Dimensionen von Gesundheitsproblemen zu verstehen und zu adressieren. Bei der Behandlung von Patientinnen mit Amenorrhö nutze ich dieses Wissen, um einen ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen. Stress und emotionale Belastungen können einen erheblichen Einfluss auf hormonelle Ungleichgewichte und damit auf Menstruationszyklen haben. Deshalb ist es mir wichtig, auch diese Aspekte zu berücksichtigen.
In meiner Praxis integriere ich psychotherapeutische Techniken wie Tiefenpsychologisches Arbeiten, Verhaltenstherapie und Körperorientiertes Arbeiten. Wenn es meiner Meinung nach nötig wird, arbeite ich zudem mit den systemischen Familienstellen. Diese Ansätze können meinen Patientinnen helfen, Stress zu bewältigen, emotionale Blockaden zu lösen und ein besseres Verständnis für die Zusammenhänge zwischen ihren psychischen und physischen Zuständen zu entwickeln.
Durch meine eigene Erfahrung mit Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto weiß ich, wie belastend chronische Gesundheitsprobleme sein können. Dieses Verständnis ermöglicht es mir, meinen Patientinnen eine empathische und unterstützende Umgebung zu bieten, in der sie sich sicher und verstanden fühlen. Wir arbeiten gemeinsam daran, nicht nur die körperlichen Symptome der Amenorrhö zu lindern, sondern auch das emotionale Wohlbefinden zu verbessern.
Meine psychotherapeutische Ausbildung ergänzt somit meine ganzheitliche Herangehensweise an die Behandlung von Amenorrhö und hilft mir, meine Patientinnen umfassend zu unterstützen.
Werner: Als Heilpraktikerin mit Expertise im Bereich Autoimmunerkrankungen habe ich festgestellt, dass bestimmte Ernährungsansätze besonders effektiv bei der Behandlung von Amenorrhö sind. An dieser Stelle möchte ich Ihnen einige spezifische Empfehlungen vorstellen, die aus meiner Sicht sinnvoll sind:
Eine Ernährung, die reich an entzündungshemmenden Lebensmitteln ist, kann meiner Erfahrung nach helfen, das hormonelle Gleichgewicht wiederherzustellen. Dazu gehören reichlich Gemüse, Obst, fetter Fisch, Nüsse, Samen und gesunde Fette wie Olivenöl.
Es ist mir wichtig, solche Nahrungsmittel zu wählen, die reich an Nährstoffen sind, die die Schilddrüsen- und Hormonfunktion unterstützen. Dazu gehören Selen in Paranüssen und Fisch, Zink in Kürbiskernen, Linsen und Rindfleisch sowie Omega 3-Fettsäuren aus fettem Fisch, Leinsamen und Walnüssen.
Es ist aus meiner Sicht wichtig, eine ausreichende Menge Eiweiß zu sich zu nehmen. Eiweiß ist für die Produktion von Hormonen wichtig. Quellen wie Hülsenfrüchte, Nüsse, Samen, Fisch und mageres Fleisch halte ich diesbezüglich für empfehlenswert.
Bei einigen Patientinnen mit Autoimmunerkrankungen können Gluten, Lektine und Milchprodukte meiner Einschätzung nach Entzündungen verstärken und das hormonelle Gleichgewicht stören. Eine Eliminationsdiät kann helfen, diese möglichen Auslöser zu identifizieren.
Eine Ernährung, die den Blutzuckerspiegel stabil hält, kann hormonelle Ungleichgewichte verringern. Dies erreicht man durch den Verzehr von ballaststoffreichen Lebensmitteln, komplexen Kohlenhydraten und den Verzicht auf zuckerreiche und verarbeitete Lebensmittel. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist darüber hinaus essentiell für den Stoffwechsel und die allgemeine Gesundheit.
Durch die Anwendung dieser Ernährungsansätze möchte ich meinen Patientinnen helfen, ihre hormonelle Gesundheit zu unterstützen und die Symptome der Amenorrhö zu lindern. Diese Empfehlungen passe ich individuell an, um den speziellen Bedürfnissen und gesundheitlichen Bedingungen jeder Patientin gerecht zu werden.
Werner: Gerne teile ich ein Beispiel aus meiner Praxis, das zeigt, wie meine ganzheitliche Herangehensweise zur erfolgreichen Behandlung von Amenorrhö geführt hat.
Eine junge Patientin kam zu mir mit Amenorrhö, die bereits seit mehreren Monaten andauerte. Sie hatte zuvor mehrere konventionelle Behandlungsmethoden ausprobiert; ohne Erfolg. Sie litt außerdem an Hashimoto-Thyreoiditis, einer Autoimmunerkrankung, die die Schilddrüse betrifft.
Zunächst führten wir eine umfassende Anamnese durch, um ihre gesamte gesundheitliche Vorgeschichte, ihre Ernährung, ihr Stresslevel, ihre Schlafgewohnheiten und ihre körperliche Aktivität zu verstehen. Im Anschluss folgten Stuhl-, Blut- und Speicheltests, um ihren Darmzustand, ihren Hormonspiegel und ihre Nährstoffwerte zu überprüfen.
Basierend auf diesen Informationen entwickelten wir einen ganzheitlichen Behandlungsplan. Wir stellten ihre Ernährung auf eine entzündungshemmende Diät um, die reich an Gemüse, Obst, fettem Fisch, Nüssen und Samen war. Ich empfahl ihr außerdem, Gluten und Milchprodukte zu vermeiden, da diese aus meiner Sicht mögliche Entzündungen begünstigen können.
Wir integrierten Techniken zur Stressbewältigung wie Yoga und Achtsamkeitsmeditation, um den Einfluss von Stress auf ihre hormonelle Balance zu minimieren. Zur Unterstützung empfahl ich der Patientin Probiotika und präbiotische Lebensmittel. Zusätzlich zu den Ernährungsanpassungen erhielt sie Nahrungsergänzungsmittel, darunter Omega-3-Fettsäuren, Vitamin D und B-Vitamine. Wir überwachten regelmäßig ihre Schilddrüsenfunktion und Hormonspiegel, um sicherzustellen, dass sich diese im Gleichgewicht befanden.
Nach einigen Monaten dieser ganzheitlichen Herangehensweise zeigte sie deutliche Verbesserungen. Ihre Menstruation kehrte zurück und ihre Schilddrüsenfunktion stabilisierte sich. Gleichzeitig berichtete sie von einer allgemeinen Verbesserung ihres Wohlbefindens und Energielevels. Dieses Beispiel zeigt, wie eine umfassende, auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmte Behandlung die Symptome von Amenorrhö erfolgreich lindern und das allgemeine Wohlbefinden fördern kann.
Werner: Für Frauen, die mit Amenorrhö zu kämpfen haben, empfehle ich folgende Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Lebensqualität:
Integrieren Sie viel Gemüse, Obst, fetten Fisch, Nüsse und Samen. Vermeiden Sie verarbeitete Lebensmittel, Zucker und Nahrungsmittel wie Gluten und Milchprodukte, da diese meines Erachtens potenziell entzündungsfördernd sind.
Achten Sie auf eine ausreichende Aufnahme von Selen (z.B. in Paranüssen), Zink (z.B. in Kürbiskernen) und Omega-3-Fettsäuren (z.B. in fettem Fisch).
Nutzen Sie Techniken wie Meditation, Yoga und Atemübungen, um Stress abzubauen und das emotionale Wohlbefinden zu fördern.
Planen Sie regelmäßige Pausen und Selbstfürsorge-Aktivitäten in Ihren Alltag ein.
Aktivitäten wie Spazierengehen, Schwimmen oder sanfte Yoga-Praktiken können helfen, das hormonelle Gleichgewicht zu unterstützen, ohne den Körper zu überlasten.
Integrieren Sie probiotische Lebensmittel wie fermentierte Lebensmittel sowie präbiotische Fasern, da sich diese Nahrungsmittel aus meiner Sicht zur Unterstützung eines gesunden Mikrobioms eignen.
Lassen Sie regelmäßig Ihre Schilddrüsen- und Hormonspiegel überprüfen, insbesondere wenn Sie an einer Autoimmunerkrankung wie Hashimoto leiden.
Ergänzen Sie Ihre Ernährung bei Bedarf mit Vitamin D, B-Vitaminen und Omega-3-Fettsäuren nach Absprache mit Ihrem Heilpraktiker. Es ist wichtig, sich bei all dem Unterstützung zu suchen und nicht im Alleingang drauf los zu supplementieren.
Nutzen Sie bei Bedarf psychotherapeutische Unterstützung, um emotionale Belastungen zu bewältigen und sich über mögliche psychologische Ursachen von Amenorrhö klar zu werden.
Durch diese ganzheitlichen Ansätze können Frauen meiner Erfahrung nach nicht nur ihre Amenorrhö besser managen, sondern auch ihre allgemeine Lebensqualität erheblich verbessern.
Zum Schluss möchte ich sagen, dass wir alle sehr individuelle Wesen sind und diese pauschalen Ratschläge helfen, aber keine individuelle Therapie mit der Unterstützung eines Heilpraktikers ersetzen können.