Experteninterview mit Heide Fischer: Vitamine & Nährstoffe in der Schwangerschaft

Bio-Apo Experteninterview

Für werdende und stillende Mütter ist es besonders wichtig, auf eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen zu achten – schließlich gilt es nicht nur den eigenen Körper, sondern auch den des Kindes optimal zu versorgen.

Ein wichtiges Thema, das viele Frauen während der Schwangerschaft beschäftigt, ist der Eisenmangel:

  • Eisen wird benötigt, um Hämoglobin zu bilden. Hämoglobin ist der wichtigste Bestandteil der roten Blutkörperchen (Erythrozyten), die für den Sauerstofftransport im Blut von Mutter und und Kind zuständig sind. Im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge wird daher stets auch der Hämoglobin-Wert (Hb-Wert) überprüft. Wir empfehlen jedoch immer zusätzlich den Ferritin-Wert (Eisenspeicher) zu bestimmen.

In unserem Interview mit der Naturheilkundlerin Heide Fischer, von frauen-naturheilkunde.de erfahren Sie:

  • welche Symptome auf Eisenmangel hinweisen können,
  • welche pflanzlichen Präparate den Eisenwert verbessern können und
  • was der Kräuterschatz der Natur sonst noch für Schwangere & Stillende zu bieten hat.

Heide Fischer: Viele Kollegen tendieren dazu, die Eisenwerte während der Schwangerschaft mit den Werten im nicht schwangeren Zustand zu vergleichen. Frauen müssen wissen: Es ist normal, dass die Eisenwerte in der Schwangerschaft etwas sinken – hier besteht nicht zwingend Behandlungsbedarf.

Wird der Eisenwert ohne Not nach oben gepusht, kann dies negative Folgen haben: Bei zu hohen Eisenwerten kann es erfahrungsgemäß zu nachgeburtlichen Blutungen kommen. Daher empfehle ich die Einnahme von Eisenpräparaten in der Regel nur in solchen Fällen, in denen Mangelsymptome auftreten.

Dementsprechend ist es sehr wichtig, Frauen auf die Symptome eines Eisenmangels aufmerksam zu machen: Müdigkeit, Kreislaufschwäche und auch Haarausfall. Wenn sich diese Symptome zeigen, kann ein pflanzliches Eisenpräparat schon nach wenigen Tagen Abhilfe schaffen.

Als Eisenpräparat empfehle ich:

  • Anaemodoron-Tropfen von Weleda, die auch die Resorption, d. h. die Aufnahme des Eisens durch den Organismus fördern. Diese Tropfen können von Schwangeren in der üblichen Dosierung eingenommen werden.
  • Brennesselsaft – da für die Eisenresorption auch Vitamin C benötigt wird, empfehle ich 3 Mal täglich einen Esslöffel Brennesselsaft in Orangensaft zu mischen und zu trinken. Schwangere Frauen und Frauen im Wochenbett profitieren außerdem von Brennesselsamen, hier empfehle ich 1-2 Esslöffel am Tag einzunehmen.

Es ist nicht nötig, mehrere Präparate zu kombinieren, in der Regel merken Frauen schon nach wenigen Tagen bei der Einnahme von einem Präparat, dass sie sich besser fühlen und mehr Kraft haben.

Heide Fischer: In einer Schwangerschaft sollten Frauen auf ihr Bauchgefühl hören: Haben sie plötzlich Heißhunger auf Saures? Frisches Obst? Diesen Gelüsten sollten Frauen nachgehen, da sie  einen eventuellen Mangel regulieren können.

Die sprichwörtliche Lust auf Essiggurken oder Rollmops ist dabei kein Zufall: Saure Lebensmittel wirken basisch und können für Schwangere hilfreich sein. Ansonsten gelten die bekannten Grundregeln: eine ausgewogene, vegetarisch betonte Ernährung mit guten Ölen. Das Ziel sollte sein, 5 Mal täglich Obst oder Gemüse zu essen –  am Besten jahreszeitlich frisch und nicht aus der Konserve.

Wichtig zu erwähnen wäre noch, dass die Ernährung nicht erst in der Schwangerschaft, sondern auch schon in der Kinderwunschzeit eine wichtige Rolle spielt – hier geht es vor allem um die Folsäuresubstitution. Viele Frauen setzen hier auf Femibion oder andere Nahrungsergänzungsmittel, die auf die Bedürfnisse der Kinderwunschzeit & Schwangerschaft abgestimmt sind.

Ich rate jedoch abgesehen von der Folsäure von einer zwingenden Substitution ab, sondern empfehle eine ausgewogene Ernährung: Frauen, die schwanger werden möchten, sollten auch Leinöl gezielt in den täglichen Speiseplan einbauen. Außerdem ist es wichtig auf eine gute Darmfunktion zu achten und genügend Bitterstoffe zuzuführen, damit auch sekundäre Pflanzenstoffe resorbiert werden können.

Heide Fischer: Für mich gibt es kein “entweder oder”, sondern nur ein “sowohl als auch”. Ich selbst bin eine naturheilkundlich engagierte Ärztin, bin aber sehr dankbar für die Experten aus der Schulmedizin und die umfassenden Diagnose- und Therapiemöglichkeiten der modernen Frauenheilkunde. Für welche Behandlung man sich entscheidet, ist immer situations- und beschwerdeabhängig.

Die Schulmedizin hat aus naturheilkundlicher Sicht oft einen ersetzenden oder unterdrückenden Charakter. Wenn wir dagegen phytotherapeutisch arbeiten, nutzen wir die Fähigkeit des Körpers zur Selbstheilung.  Ich liebe die Naturheilkunde aufgrund ihrer sanften, regulativen Fähigkeiten.

Heide Fischer: Schwangere sollten auf alles verzichten, was die Durchblutung des Beckens fördert. Das betrifft beispielsweise Beifuß, Rosmarin, Liebstöckl oder Thymian. Das Essen kann weiterhin mit diesen Kräutern gewürzt werden, aber auf die regelmäßige Anwendung als Tee oder Tinktur sollte man verzichten. So sollte bei einer Bronchitis in der Schwangerschaft kein Thymiantee verwendet werden, der sonst gern als traditionelles Hustenmittel eingesetzt wird. Auch die Einnahme von Vitamin C in hohen Dosen ist bei Erkältungen während der Schwangerschaft keine gute Idee.

Viele Frauen haben während der Schwangerschaft mit Verstopfung zu kämpfen. Dabei ist die Einnahme von Abführmitteln, die zu Kontraktionen der Gebärmutter führen könnten, nicht empfehlenswert. Auch Hirtentäschelkraut sollte nicht angewendet werden – kurz, alles was die Gebärmutter stark durchblutet oder anregt, ist während der Schwangerschaft kontraindiziert.

Ich verweise hier auch gerne auf die hervorragende App Embryotox von der Charité-Universitätsmedizin in Berlin: Damit haben Sie verlässliche Informationen zur Verträglichkeit von Arzneimitteln in Schwangerschaft und Stillzeit jederzeit zur Hand.

Heide Fischer: Die traditionelle Phytotherapie kennt eine ganze Reihe von Heilpflanzen, die bei Beschwerden in den ersten Wochen nach der Entbindung verwendet werden.

Wenn die Brustknospen vom Stillen wund werden, kann es hilfreich sein, sie mit Schwarztee zu betupfen. Auch die Muttermilch selbst ist sehr heilsam und kann zur Behandlung bei wunden Brustknospen verwendet werden. Stillende Mütter können auch Heilpflanzen nutzen, die die Milchbildung unterstützen. Hier empfehle ich gerne den Milchbildungstee von Weleda.

Wenn dagegen die Brüste überfließen oder an manchen Stellen verhärten, kann es zu Milchstau kommen. Das kann schnell eskalieren und Entzündungen herbeiführen. In so einem Fall sollten die Frauen stets im Kontakt mit der Hebamme sein.

Sobald eine Verhärtung festgestellt wird, empfehle ich sofortige Bettruhe und Retterspitz-Umschläge. Was bei Entzündungen gut hilft, ist Erysidoron von Weleda oder das Wala-Präparat Apis/Belladonna cum Mercurio (Globuli), ein fantastisches Mittel. Halbstündlich 5 Globuli einnehmen kann eine Entzündung abfangen. Die Einnahme sollte aber immer unter professioneller Betreuung erfolgen und keinesfalls in Eigenregie.

Frauen, bei denen die Geburt zu einem Dammriss geführt hat, profitieren von Spülungen mit verdünnter Calendulaessenz. Ein wichtiges Heilmittel für die Rückbildung im Wochenbett ist das allseits bekannte Gänseblümchen z.B. als Bellis perennis Urtinktur von Ceres.

Experteninterview mit Heide Fischer: Vitamine & Nährstoffe in der Schwangerschaft

Heide Fischer

Die Ärztin Heide Fischer, die sich seit über dreißig Jahren mit Frauengesundheit aus ganzheitlicher Sicht beschäftigt, führt an verschiedene Problembereiche wie Brustkrebs, Vaginalinfekt, Myom, Zyklusprobleme oder Menopause heran und erläutert typische Krankheitsbilder aus schulmedizinischer und naturheilkundlicher Sicht. Entdecken Sie die Bücher von Heide Fischer. Mehr über Heide Fischer.