Schmerzen in der Schwangerschaft: So können Sie die Beschwerden lindern
Schmerzen in der Schwangerschaft sind keine Seltenheit und stellen viele werdende Mütter vor Herausforderungen. Vor allem da Schwangere möglichst auf die Einnahme von Medikamenten verzichten sollten, um dem ungeborenen Baby nicht unnötig zu schaden. Eine medikamentöse Therapie ist unter ärztlicher Aufsicht zwar möglich, allerdings sind natürliche Behandlungsmethoden in der Regel unbedenklicher. Je nach Art der Beschwerden gibt es unterschiedliche Therapiemöglichkeiten zur sanften Linderung von Schwangerschaftsbeschwerden. Möglich sind zum Beispiel Wärmebehandlungen, Homöopathie, Akupunktur, Akupressur, Massagen, ätherische Öle und Bewegungstherapie. Vor allem Schmerzen des Bewegungsapparates lassen sich in der Regel gut ohne Schmerzmittel therapieren. Lesen Sie hier alles, was Sie zum Thema “Schmerzen in der Schwangerschaft” wissen sollten.
Schwangere Frauen sollten nur so wenig Arzneimittel wie möglich zu sich nehmen und viele Medikamente sind während der Schwangerschaft komplett tabu. Was also soll man tun, wenn man Schmerzen hat? Schmerzmittel nehmen oder lieber die Zähne zusammenbeißen? Diese Frage stellen sich viele Schwanger wenn sie von typischen Schwangerschaftsleiden beeinträchtigt werden, zum Beispiel:
- Rückenschmerzen,
- Kopfschmerzen und Migräne,
- Gelenkschmerzen,
- Ischiasschmerzen,
- Geschwollene Knöchel,
- Wassereinlagerungen.
Im folgenden klären wir Sie über natürliche Methoden zur Schmerzlinderung auf und zeigen Ihnen, welche Medikamente Sie während der Schwangerschaft tatsächlich einnehmen dürfen.
Natürliche Maßnahmen zur Schmerzlinderung in der Schwangerschaft
Mutter und Kind sind über die Nabelschnur eng miteinander verbunden, weshalb vieles was in den Blutkreislauf der Mutter gelang auch in den Blutkreislauf des ungeborenen Babys übergeht. Fast alles, was eine Schwangere zu sich nimmt, kommt in irgendeiner Form also auch beim Baby an. Somit steht fest: Auf Medikamente sollten Schwangere möglichst verzichten.
Glücklicherweise gibt es einige natürliche und nicht-medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten, die zur Besserung der unterschiedlichsten Schmerzen beitragen können, ohne dabei eine negative Auswirkung auf das ungeborene Kind auszuüben.
Behandeln Sie Krämpfe und Schmerzen mit Wärme
Bei Schmerzen und Krämpfen sind Wärmebehandlungen zur Linderung gut geeignet. Wärme kann helfen Verspannungen zu lösen und sie hat einen wohltuenden Effekt auf Muskeln und Gelenke. Legen Sie sich eine Wärmflasche, Wärmekompresse oder ein Kirschkernkissen auf die schmerzenden oder verspannten Stellen, zum Beispiel zur Linderung von Schmerzen im Nacken- und Schulterbereich oder im Rücken.
Wenn die Muskeln schmerzen: mit Massagen gezielt Verspannungen lösen
Schmerzende Muskeln sind oft die Folge von Verspannungen und Verhärtungen. Sanfte Massagen können hier effektiv Abhilfe schaffen, denn sie können Verspannungen lösen und beispielsweise bei Nacken-, Schulter oder Rückenschmerzen eine wahre Wohltat sein. Pflegende Massageöle oder ätherische Öle wirken zudem auf die Sinne und können dazu beitragen das Wohlbefinden zu stärken.
Viele Massage- oder Physiotherapeuten bieten auch spezielle Massagebehandlungen für Schwangere an, zum Beispiel in Seitenlage, auf einem Massagestuhl oder einer Liege mit Bauchloch.
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Akupunktur bei Schwangerschaftsbeschwerden: TCM zur schonenden Schmerzlinderung
Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) bietet sanfte und ganzheitliche Behandlungsmethoden, von denen viele auch von Schwangeren angewendet werden können. Vor allem Akupunktur und Akupressur werden gerne zur Schmerzlinderung eingesetzt und können daher auch bei Schwangerschaftsbeschwerden als begleitende Therapiemethode zur Linderung beitragen.1 Hierbei werden bestimmte Punkte auf den Energiebahnen des Körpers mithilfe von Druck (Akupressur) oder feinen Nadeln (Akupunktur) stimuliert, um Störungen im Energiefluss zu beheben.
Ätherische Öle bei Migräne und Kopfschmerzen in der Schwangerschaft
Düfte wirken in vielfältiger Weise auf unseren Körper und unser Nervensystem ein. So können sie nicht nur dazu beitragen die Stimmung aufzuhellen, sondern auch bei Kopfschmerzen und Migräne Linderung verschaffen. Die meisten ätherischen Öle sind unbedenklich während der Schwangerschaft, lediglich bei Schwangerschaftsübelkeit kann es sein, dass bestimmte Gerüche die Übelkeit verstärken können. Testen Sie am besten vor der Verwendung durch vorsichtiges Richen aus, ob Sie den jeweiligen Duft als angenehm empfinden.
Lavendel und erfrischende Düfte wie Mandarine und Orange können sich ebenfalls positiv auswirken. Geben Sie einige Tropfen des ätherischen Öls in eine Duftlampe oder auf ein Taschentuch, sodass Sie den Duft vorsichtig einatmen können.
Zusätzlich kann bei Kopfschmerzen und Migräne eine kalte Kompresse (auf Stirn, Schläfen oder Nacken) Linderung verschaffen.
Homöopathie zur Unterstützung während der Schwangerschaft
Homöopathische Arzneimittel sind dank ihrer natürlichen und sanften Wirkweise in der Regel unbedenklich für Schwangere und können bei den verschiedensten Beschwerden eingesetzt werden. Sie dienen dazu, die Selbstheilungskräfte des Körpers anzuregen und den Organismus wieder ins Lot zu bringen. Die Wahl des passenden Mittels sollte immer entsprechend der individuellen Beschwerden erfolgen, am besten durch einen erfahrenen Arzt, Homöopathen oder Therapeuten.
Ausreichend Bewegung für ein besseres Wohlbefinden
Auch während der Schwangerschaft sollten Sie auf ausreichend moderate Bewegung achten, zumindest soweit dies körperlich für Sie möglich ist. Auf diese Weise lassen sich zum Beispiel Rückenschmerzen vorbeugen oder gar lindern, Stress wird abgebaut und das allgemeine Wohlbefinden wird gestärkt. Zusätzlich halten Sie sich fit und die Muskulatur wird gestärkt, sodass sich Ihr Körper schneller von den Strapazen der Schwangerschaft erholen kann.
Empfohlen wird:
- regelmäßiges Spazierengehen an der frischen Luft
- sanftes Yoga oder Pilates
- leichte Gymnastikübungen
- regelmäßiges Dehnen und Strecken
- Schwimmen
- Walken
- Tanzen
- Beckenbodentraining
So können Sie Schmerzen während der Schwangerschaft vorbeugen
Viele Beschwerden während der Schwangerschaft lassen sich durch einige Tipps vorbeugen oder zumindest mildern:
- Bewegen Sie sich ausreichend (Spaziergänge, Yoga, Gymnastik etc), das hilft Verspannungen und Wassereinlagerungen vorzubeugen.
- Trinken Sie genügend, am besten stilles Wasser oder ungesüßte Tees.
- Nehmen Sie sich viel Zeit für Entspannung und Ruhephasen.
- Achten Sie gut auf sich und hören Sie auf Ihren Körper.
- Versuchen Sie Stress zu reduzieren.
- Sorgen Sie für ausreichend Schlaf.
- Verwenden Sie stützende Kissen zum Schlafen (z. B. ein Stillkissen) oder beim Sitzen am Schreibtisch.
- Nehmen Sie mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt zu sich, damit der Blutzuckerspiegel nicht zu weit absinkt. Das hilft Kreislaufprobleme und Übelkeit vorzubeugen.
- Achten Sie auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung, sodass der Körper mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt wird.
Dabei handelt es sich um allgemeine Maßnahmen – je nach spezifischer Schmerzregion gibt es natürlich weitere, gezieltere Möglichkeiten.
Schmerzmittel in der Schwangerschaft: Nur wenige Medikamente sind für Schwangere geeignet
Bei vielen Medikamenten gibt es keine klaren Aussagen zur Anwendung während der Schwangerschaft, was daran liegt, dass es überhaupt nur sehr wenige Studien gibt, die tatsächlich mit Schwangeren durchgeführt werden. Die meisten vorhandenen Daten beruhen vorrangig auf Beobachtungen und Erfahrungswerten. Grund genug also während der Schwangerschaft lieber die Finger von Schmerzmitteln zu lassen.
Allerdings können sich starke unbehandelte Schmerzen unter Umständen auch ungünstig auf das Kind auswirken. So können beispielsweise durch Schmerz verengte Blutgefäße zu einer verminderten Blut- und Sauerstoffversorgung des Kindes führen. Außerdem tut der anhaltende, durch Schmerzen verursachte Stress weder Mutter noch Kind gut.
Wenn es also nicht anders geht bzw. nicht anderes hilft, sollten zusammen mit einem Arzt geeignete Medikamente ausgewählt werden. Wählen Sie stets verantwortungsvoll und mit Bedacht, schließlich entscheidet man während der Schwangerschaft nicht mehr nur für sich selbst, sondern auch für das ungeborene Kind.
Mögliche Risiken bei der Einnahme von Medikamenten sind:
- Fehlgeburten
- Frühgeburten
- Blutungen
- körperlicher Fehlbildungen
- Schäden an den Organen
Das rät unser Experte Dr. Wolfgang E. Paulus, Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, zum Umgang mit Medikamenten in der Schwangerschaft:
“Gerade während der Schwangerschaft ist ein sorgfältiger Umgang mit Medikamenten wichtig: Greifen Sie nicht unbedacht zu Tabletten, Salben & Tinkturen, sondern halten Sie stets mit Ihrer FrauenärztIn Rücksprache. Ob Erkrankung oder Unwohlsein – in den meisten Fällen gibt es erprobte Therapieoptionen, die für Mutter und Kind gut verträglich sind.”
Paracetamol: oft das Mittel der Wahl bei leichten bis mittelschweren Beschwerden
Paracetamol gilt als unbedenklich während der Schwangerschaft und soll sich bei kurzzeitiger Einnahme nicht negativ auf das ungeborene Baby und die Schwangerschaft auswirken.3 Es wirkt auf die Schmerzentstehung im Gehirn, ist aber kein Opiat. Angewendet wird Paracetamol bei leichten bis mittelschweren Schmerzen (Kopfschmerzen, Zahnschmerzen) sowie zur Fiebersenkung. Was die Dosierung angeht gilt: so viel wie nötig und so wenig wie möglich.
Ibuprofen: nicht in allen Trimestern geeignet
Ibuprofen ist ein Schmerzmittel, das die Entzündungsvorgänge im Körper hemmt und bei leichten bis mäßig starken Schmerzen eingesetzt wird, z. B. Kopfschmerzen, Migräne, Zahnschmerzen, Fieber oder Schmerzen des Bewegungsapparates.
Es darf nur in den ersten beiden Trimestern der Schwangerschaft angewendet werden. Ab dem dritten Trimester nicht mehr, denn es kann zu Entwicklungsstörungen beim ungeborenen Baby kommen wie zum Beispiel Nierenschäden oder Herzfehler. Auch hier gilt: Nehmen Sie nur so viel wie nötig und so wenig wie möglich ein.
Opioide: bei extremen Schmerzen auch in der Schwangerschaft möglich
Bei sehr starken bis hin zu extremen Schmerzen, zum Beispiel nach einem Unfall oder einer Operation, können in Ausnahmefällen auch Opioide eingenommen werden. Es gibt zwar keine Hinweise auf ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko für die Anwendung von Opioiden, allerdings kann es bei einer Dauertherapie zu Entzugssymptomen beim Neugeborenen kommen.4
Weitere interessante Beiträge:
Wissenschaftliche Quellen
- Bergamo, T. R., et al.: „Findings and methodological quality of systematic reviews focusing on acupuncture for pregnancy-related acute conditions.“ Acupuncture in Medicine 36.3 (2018): 146-152.
- https://www.aerzteblatt.de/archiv/1799/Spannungskopfschmerz-Pfefferminzoel-ist-anderen-Analgetika-ebenbuertig (Aufgerufen am 30.06.22)
- Feldkamp, M. L., et al.: „Acetaminophen use in pregnancy and risk of birth defects: findings from the National Birth Defects Prevention Study.“ Obstetrics & Gynecology 115.1 (2010): 109-115.
- Marhofer, D., et al.: „Schmerztherapie in der Schwangerschaft.“ Der Schmerz 35.6 (2021): 382-390.