Cortison in der Stillzeit: So wenden Sie den Wirkstoff sicher an
Cortison wird häufig bei entzündlichen Erkrankungen eingesetzt und ist in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich wie zum Beispiel Tabletten, Salben, Nasensprays und Augentropfen. Obwohl der Wirkstoff in die Muttermilch übergeht, können einige Cortison-Präparate nach sorgfältiger Risiko-Nutzen-Abwägung während der Stillzeit angewendet werden. Eine Behandlung sollte allerdings nur über kurze Zeiträume hinweg und in möglichst geringer Dosierung erfolgen. Was Sie bei der Anwendung von Cortison in der Stillzeit beachten sollten und welche Nebenwirkungen auftreten können, erfahren Sie hier in unserem Ratgeber.
Cortison ist ein Wirkstoff, der effektiv und schnell Entzündungen reduziert und dadurch entzündungsbedingte Schmerzen lindert. Er ist zwar bekannt für seine gute Wirkung, jedoch auch für seine Nebenwirkungen. Ein Thema, das besonders in der Stillzeit viele Frauen beschäftigt, da sie befürchten, bei der Einnahme unerwünschte Nebenwirkungen auch an ihr Baby weiterzugeben.
Doch was, wenn die Anwendung von Cortison in der Stillzeit notwendig wird? Wie viel Cortison kommt durch das Stillen tatsächlich beim Säugling an? Wir klären auf und beantworten Ihnen im Folgenden:
- Wofür wird Cortison angewendet?
- Kann Cortison problemlos in der Stillzeit angewendet werden?
- Was sind mögliche Nebenwirkungen?
Cortison bietet schnelle Hilfe bei akuten Entzündungen
Der Begriff Cortison (auch: Kortison) bezeichnet eigentlich eine ganze Wirkstoffgruppe: die sogenannten Glukokortikosteroide, kurz Glucocorticoide, die antientzündlich sowie antiallergisch wirken und das körpereigene Immunsystem hemmen. Sie haben eine ähnliche Wirkung, wie das körpereigene (Stress-)Hormon Cortisol, das in den Nebennieren gebildet wird. Cortison ist eine biologisch inaktive Vorstufe und wird von der Leber in das aktive Cortisol umgewandelt.
Kurzfristig eingesetzt und in niedriger Dosis, ist es ein nützliches Medikament, problematisch wird es allerdings, wenn Cortison über längere Zeiträume hinweg sowie in höheren Dosen eingenommen wird.
Wichtig zu wissen ist zudem, dass Cortison eine Erkrankung nicht heilt, sondern lediglich die Symptome lindert. Aus diesem Grund wird es in der Regel nur vorübergehend eingesetzt, bis die akuten Symptome abklingen oder zum Beispiel als Notfallmedikament. Anschließend sollte wegen der Nebenwirkungen auf ein verträglicheres und eventuell zielgerichteteres Medikament umgestellt werden.
Anwendungsgebiete von Cortison:
- rheumatische Erkrankungen
- chronisch entzündliche Darmerkrankungen
- Autoimmunerkrankungen
- Allergien, z. B. Heuschnupfen oder Asthma
- entzündliche Hauterkrankungen, z. B. juckende Hautausschläge
- Augenentzündungen
- entzündliche Erkrankungen der Lunge oder der Leber
Anwendungsformen von Cortison:
- lokale Anwendung (Cremes, Salben)
- orale Anwendung (z. B. Tabletten)
- als Nasensprays
- als Augentropfen oder -salbe
- als Spray zum Inhalieren
- Injektions- oder Infusionslösung
- Zäpfchen
Anwendung in der Stillzeit: Schwache Glucocorticoide gelten als unbedenklich
Embryotox empfiehlt die Wirkstoffe Prednisolon, Prednison und Methylprednisolon als Glucocorticoide der Wahl für eine systemische Behandlung während der Stillzeit1.
Sie zählen zu den eher schwächeren Cortison-Varianten und erfordern keine Einschränkung des Stillens. Über die Muttermilch kommt nur ein kleiner Teil der normalerweise gut verträglichen Kinderdosis beim Säugling an. Eine Schädigung für das gestillte Baby ist bisher nicht bekannt.
Glucocorticoide zur äußerlichen Anwendung, wie zum Beispiel Salben oder Cremes, sind besser geeignet als andere Darreichungsformen (z. B. Tabletten), da sie vorwiegend an Ort und Stelle wirken und kaum ins Blut gelangen. Auch bei Nasensprays oder Augentropfen, die ebenfalls lokal wirken, ist das Risiko für den Säugling bei kurzfristiger Anwendung gering.
Dennoch sollte eine Behandlung mit Cortison während der Schwangerschaft prinzipiell nur nach einer sorgfältigen ärztlichen Risiko-Nutzen-Abwägung erfolgen.
Nehmen Sie Cortison-Präparate am besten kurz nach dem Stillen ein
Der beste Zeitpunkt zur Anwendung von Cortison-Präparaten ist direkt nach dem Stillen, da Sie nach der Einnahme circa drei bis vier Stunden warten sollten bis zur nächsten Stillmahlzeit. Auf diese Weise können Sie das Risiko für Ihr Baby verringern, weil ein Teil des Wirkstoffs in der Zeit bereits abgebaut wird.
Bei Prednison beispielsweise beträgt die Halbwertszeit circa 3,5 Stunden, was bedeutet, dass der Körper nach dieser Zeit die Hälfte des Wirkstoffs schon wieder abgebaut hat.
Das ist bei der lokalen Anwendung von Cortison-Cremes zu beachten
Die Anwendung von Cortison-Creme gilt als unbedenklich während der Stillzeit, denn Präparate, die hauptsächlich lokal wirken, verursachen weniger systemische Nebenwirkungen und gelangen kaum in den Blutkreislauf2. Was gar nicht erst in den Blutkreislauf der Mutter gelangt, wird auch nicht an das Baby weitergegeben.
Wichtig zu beachten ist dabei allerdings, dass die Cortison-Creme nicht im Bereich der Brüste aufgetragen werden sollte, um beim Stillen eine direkte Aufnahme des Wirkstoffs durch den Säugling zu verhindern.
Zu den Anwendungsgebieten von Cortison-Cremes oder Salben gehören:
- allergische Hautreaktionen
- entzündliche Hautausschläge (Neurodermitis, Ekzeme, Schuppenflechte)
Mögliche Nebenwirkungen von Cortison
Viele Menschen fürchten die Einnahme von Cortison, da eine ganze Reihe unterschiedlichster Nebenwirkungen auftreten können. Wie stark und wie schnell diese Nebenwirkungen auftreten können, ist natürlich individuell unterschiedlich und hängt zum Beispiel vom jeweiligen Glucocorticoid, der Höhe der Dosis sowie der Einnahmedauer ab.
Aus diesem Grund sollte immer nur die kleinstmögliche Dosis über einen möglichst kurzen Zeitraum (maximal 2-3 Wochen) angewendet werden.
Bei einer Langzeitbehandlung mit Cortison ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass Nebenwirkungen auftreten. Außerdem können bei oraler Einnahme stärkere Nebenwirkungen auftreten als bei lokalen Anwendungsformen, da es über den Darm aufgenommen wird und im ganzen Körper wirkt.
Zu den möglichen Nebenwirkungen zählen:
- Heißhunger und damit verbundene Gewichtszunahme
- Haarwurzelentzündungen
- leichte Pigmentstörungen
- Schlafstörungen
- Bluthochdruck
- ein erhöhter Blutzuckerwert (kann zu Diabetes führen)
- zunehmende Knochenschwäche (Osteoporose)
- Verdünnung der Haut bei der Anwendung von Cremes/Salben
- Akne
- erhöhtes Risiko für Infektionen, da das Immunsystem gehemmt wird
- leichte Reizbarkeit
- Depressionen
- Magengeschwüre
- Morbus Cushing