Wie funktioniert unsere Verdauung?

Bei der Verdauung sind zahlreiche Organe beteiligt: Neben Mund, Speiseröhre, Magen und Darm spielen auch die Leber und die Bauchspeicheldrüse eine wichtige Rolle. Jedes Organ hat dabei seine spezifische Funktion im Verdauungsprozess.

Dank der Verdauung erhalten wir Energie und Nährstoffe. Im Darm werden die Nährstoffe aus der Nahrung gelöst und in den menschlichen Stoffwechsel integriert. Daneben übernimmt der Darm auch eine wichtige Funktion im Immunsystem.

Wie dieses Zusammenspiel genau funktioniert, möchten wir Ihnen im Folgenden erklären und dabei auf die einzelnen Etappen im Verdauungsprozess eingehen.

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Über Ernährung wird viel gesprochen und immer wieder tauchen neue Foodtrends auf, die besonders gesund sein sollen. Über die Verdauung hingegen wird meist nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen. Dabei ist sie essentiell für einen gesunden Körper, Leistungsstärke und Wohlbefinden.

Natürlich ist die Verdauung nicht allein ausschlaggebend, um gesund zu sein, sie macht aber viel aus. Das merken wir spätestens dann, wenn uns der Sonntagsbraten ewig im Magen zu liegen scheint, der Bauch vor lauter Luft grummelt, drückt und zwickt oder wir gefühlt Stunden damit zubringen, auf der Toilette Erleichterung zu finden.

All das sind Anzeichen, dass die Verdauung – und sei es auch nur für einen kurzen Moment – ins Ungleichgewicht geraten ist.

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Welche Organe gehören zum Verdauungssystem und wofür sind sie zuständig?

Das Verdauungssystem ist das größte System des menschlichen Organismus. Es beginnt bereits im Mund, führt dann über die Speiseröhre in den Magen und von dort in den Darm. Dieser ist in Dünndarm und Dickdarm unterteilt. Über den Mastdarm werden die Nahrungsreste ausgeschieden und die Verdauung beendet.

Im Folgenden möchten wir Ihnen Schritt für Schritt erklären, welches Organ für welchen Verdauungsprozess zuständig ist.

Schritt 1: Schon im Mund beginnt der Verdauungsprozess

Die Nahrung wird über den Mund aufgenommen. Hier wird sie zunächst mit Hilfe der Zähne zerkleinert. Weichere Kost kann auch durch die Zunge und den Gaumen zerdrückt werden.

Während dieses Prozesses sondern die Mundspeicheldrüsen Speichel ab, der sich mit der Nahrung vermischt. Dadurch entsteht nicht nur ein Brei, der schluckbar ist. Die Mundspeicheldrüsen sind Verdauungsdrüsen und geben Ptyalin ab. Dieses Enzym ist unter anderem für die Verdauung von Kohlenhydraten zuständig, die damit bereits im Mund beginnt. Geschmacklich kann man diese Aufspaltung übrigens erkennen, wenn man Weißbrot längere Zeit im Mund einspeichelt und es plötzlich einen süßlichen Geschmack annimmt.

Auch Zungengrundlipase ist im Speichel vorhanden und beginnt bereits im Mundraum mit der Aufspaltung von Fett, damit es im Magen besser verdaut werden kann.

 

Schritt 2: Das Essen gelangt über die Speiseröhre in den Magen

Nach und nach wird der Speisebrei über den Schluckreflex in die Speiseröhre transportiert. Der Reflex wird ausgelöst, indem die Zunge gegen den Gaumen gepresst wird. In der Speiseröhre wird die Nahrung nun in wellenförmigen Bewegungen in Richtung Magen gebracht. Die peristaltischen Bewegungen sorgen auch dafür, dass die Nahrung und der Speichel gründlich durchgemischt werden.

Vor der Magenöffnung befindet sich der sogenannte Schließmuskel, der den Nahrungsbrei in kleinen Portionen in den Magen befördert. In die andere Richtung – also vom Magen in Richtung Speiseröhre – sollte dieser Muskel verschlossen bleiben.

Schritt 3: Im Magen wird die Nahrung zersetzt

Durch peristaltische Bewegungen wird der Speisebrei mit dem Magensaft vermengt und in Bewegung gehalten. Dieser Magensaft besteht aus Säuren, die die Bakterien abtöten und mit Hilfe der enthaltenen Enzyme die Nahrung zersetzen. Das Enzym Pepsin beispielsweise spaltet Proteine auf.

Der Speisebrei wird im Magen für eine Zeit aufbewahrt, damit dort der Verdauungsprozess bereits weiter fortschreiten und die Nahrung noch stärker zersetzt werden kann, um später die Nährstoffe besser herauszuarbeiten.

Je fettreicher die Nahrung ist, desto länger wird sie im Magen behalten. Fettes Fleisch oder ölige Speisen können schon mal bis zu acht Stunden im Magen liegen, bevor sie durch einen Ringmuskel in den ersten Teil des Darms gebracht werden.

Schritt 4: Im Dünndarm findet der größte Teil der Verdauung statt

Beginnend im Zwölffingerdarm, in dem die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) über den Tag verteilt einen Liter Verdauungssaft abgibt. Dieser Verdauungssaft ist eine klare Flüssigkeit und enthält Enzyme, die für den Abbau von Kohlenhydraten, Proteinen und Fetten zuständig sind: Doppelzucker wird zu Traubenzucker aufgespalten, die bereits teilweise zerlegten Proteine werden nun in Aminosäure umgewandelt. Der Verdauungssaft hebt auch die Wirkung der in der Magensäure enthaltenen Salzsäure auf.

Die von der Leber produzierte Galle – etwa 600 bis 700 ml täglich – gelangt ebenfalls durch einen Zugang in den Zwölffingerdarm. Der Gallensaft hat eine gelbliche Farbe. Er verwandelt die Fette in kleinste Teilchen. Dadurch vergrößert sich die Oberfläche und das Bauchspeichelenzym Lipase kann sie noch besser in Glycerin und Fettsäuren spalten.

Über die Zotten gelangen die Nährstoffe in die Blutbahnen (Traubenzucker und Aminosäuren) und Lymphe (Glycerin und Fettsäuren).

Schritt 5: Der Dickdarm spielt auch eine Rolle bei der Immunabwehr

Im Dickdarm wird dem Nahrungsbrei die Flüssigkeit entzogen, die während des Verdauungsprozesses zugefügt wurde. Das sind etwa 9 Liter täglich. Somit ist seine Hauptaufgabe, der Nahrung das Wasser zu entziehen.

Darüber hinaus ist der Dickdarm Sitz von Millionen von Bakterien. Diese bauen die Zellulose aus pflanzlicher Nahrung und unverdauliche Produkte ab. Die Darmbakterien produzieren zudem verschiedene Vitamine wie beispielsweise Biotin und Vitamin K. Darüber hinaus haben sie die Aufgabe, giftige Stoffe und Krankheitserreger abzutöten und aus dem Körper auszuleiten. Daher wird auch der Großteil des Immunsystems durch den Darm gesteuert.

Schritt 6: Im Enddarm wird der Brei für die Ausscheidung vorbereitet

Der Mastdarm entzieht dem Speisebrei die restliche Flüssigkeit. Dadurch entsteht der eingedickte Kot, der dann über den After ausgeschieden wird. Auch hier ist die Bewegungsfähigkeit der Darmmuskulatur ausschlaggebend dafür, dass der Kot weitertransportiert wird.

Kot besteht also nur noch aus unverdauter Nahrung, Schleim, abgestoßenen Zellen und natürlich einer Vielzahl an Bakterien.

 

Die Rolle der Ballaststoffe für die Verdauung

Ballaststoffe sind für die Verdauung sehr wichtig. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt sogar den regelmäßigen Konsum von Ballaststoffen und setzt die Idealmenge mit 30 g fest.

Ballaststoffe sind sehr faserreich und kommen überwiegend in Pflanzenstoffen vor. Der Darm kann diese Stoffe sehr schwer bis gar nicht aufspalten. Sie werden unterteilt in lösliche und unlösliche Ballaststoffe.

  • Zu den löslichen Ballaststoffen zählen Pektin, Inulin und Beta-Glucane. Sie werden im Dickdarm als Nahrung für die in der Darmflora befindlichen Bakterien genutzt.
  • Zu den unlöslichen Ballaststoffen zählt beispielsweise Zellulose. Sie haben den Vorteil, dass sie sehr gut Wasser speichern können und dadurch im Darm stark aufquellen. Das Stuhlvolumen wird vergrößert und gelockert und kann leichter weitertransportiert werden.

Aufnahme von wichtigen Nährstoffen

Durch das Essen nehmen wir Nährstoffe zu uns, die der Organismus braucht, um reibungslos zu funktionieren.

  • Nährstoffe: Das sind Kohlenhydrate, Eiweiße und Fette. Aus den aufgenommenen Kohlenhydraten bezieht der Körper seine Energie, Eiweiße dienen dem Aufbau neuer Körperzellen und Fette sind für beide Positionen notwendig. Sie bilden vor allem eine gute Energiereserve und landen deshalb – zum Bedauern vieler – gerne in den Körperzellen, die damit eine Depot-Funktion übernehmen.
  • Ergänzungsstoffe: Hierzu zählen Vitamine, Ballaststoffe, Mineralstoffe, Wasser

Leider nehmen wir mit industriell gefertigter Nahrung auch eine große Anzahl an Stoffen auf, die der Körper eigentlich nicht oder nicht in diesen Mengen benötigt. Neben Fetten sind das Zucker, Geschmacksverstärker, Süßstoffe und Konservierungsmittel.

Einige der benötigten Nährstoffe kann der Körper nicht alleine bilden. Diese nennen sich essenzielle Nahrungsbestandteile und sind beispielsweise Fettsäuren, Aminosäuren und bestimmte Vitamine.

Darm und Immunsystem hängen zusammen

In der Schleimhaut des Dünndarms finden sich unter anderem Paneth-Zellen und M-Zellen, die Krankheitserreger bekämpfen oder die körpereigene Abwehr kräftigen, indem sie Viren, Bakterien, Pilze und Parasiten aufnehmen und direkt zu den Abwehrzellen bringen.

Dem Dickdarm kommt bei der Stärkung des Immunsystems eine fast noch größere Rolle zu. Denn in der Darmflora befinden sich große Mengen an Lymphozyten, die darauf ausgerichtet sind, Bakterien und Viren zu erkennen und auszuschalten, indem sie Antikörper produzieren.

Sie setzen auch Botenstoffe frei, die weitere Zellen des Immunsystems aktivieren. Auf diese Weise bleibt das Immunsystem stets aktiv und kann Krankheitserreger schnell ausmachen und eliminieren.

Verdauungsprobleme: Was tun, wenn es dem Darm nicht gut geht?

Verdauungsprobleme – das ist ein ziemlich weit gefasster Begriff und reicht von Völlegefühl über Blähungen bis zum Reizdarmsyndrom. Ebenso weitreichend sind auch die Beschwerden, die damit einhergehen. Durchfall, Verstopfung, Übelkeit, Erbrechen – um nur einige zu nennen.

Manchmal reicht schon einen Tag Schonkost, um den Darm und damit auch die Verdauung wieder in den Griff zu bekommen, manchmal muss man etwas mehr Geduld haben.

Wie funktioniert unsere Verdauung?

Susann von der Mühll

Susann von der Mühll hat ihre Ausbildung am Institut für angewandte Kinesiologie und Naturheilkunde im Jahr 2018 abgeschlossen und ist seither als Pferdeosteopathin im Dreiländereck tätig. Motiviert durch ihr Interesse an naturheilkundlichen Themen unterstützt sie seit 2020 das Redaktionsteam der bio-apo.